
Förderkürzungen: Steirische Sozialorganisationen warnen vor Folgen
Ein breites Bündnis steirischer Sozialorganisationen hat am Montag scharf gegen die jüngst bekannt gewordenen Förderabsagen und Kürzungen im Sozialbereich protestiert. Unter dem Slogan "Menschlichkeit brauchen wir" warnen die Organisationen vor dramatischen Folgen für Hilfsbedürftige, Integration und den sozialen Zusammenhalt.
"Am Freitag war für uns ein schwarzer Tag", erklärte Caritasdirektorin Nora Tödtling-Musenbichler stellvertretend für zahlreiche betroffene Organisationen. Viele Projekte, die armutsgefährdete, marginalisierte oder geflüchtete Menschen betreuen, seien ohne Vorwarnung von der öffentlichen Förderung ausgeschlossen oder drastisch in der Forderung gekürzt worden. Die Entscheidung betrifft Angebote wie Gewaltprävention, Antidiskriminierungsarbeit und Integration - Bereiche, die laut den Organisationen für den gesellschaftlichen Zusammenhalt unerlässlich sind.
Daniela Grabovac von der Antidiskriminierungsstelle machte deutlich, was ab 1. Juli konkret droht: "Wir können keine Beratungen mehr leisten, keine Menschen zu Gericht begleiten oder Hasspostings melden." Alexandra Köck von ZEBRA sprach von rund 3.000 Personen, die künftig keine Hilfe mehr erhalten würden. Auch das Patenschaftsprojekt für jugendliche Geflüchtete müsse eingestellt werden. Besonders hart treffe es kleinere Vereine: Für Joe Niedermayer von den RosaLila PantherInnen bedeutet eine Kürzung von 40.000 Euro den "existentiellen Einschnitt".
Zu den betroffenen Projekten zählen etwa die Caritas-Initiativen "DIVAN" und "CariM" gegen Gewalt sowie Programme zur Ausbildung im Sozialbereich, wie die traditionsreiche Schule für Sozialbetreuungsberufe der Caritas - sie verliert nach über 75 Jahren erstmals ihre Förderung durch das Land.
Landespolitik soll "Verantwortung übernehmen"
Die Form der Kommunikation sorgt zusätzlich für Empörung. Der kurzfristige Informationszeitpunkt - zwei Wochen vor Inkrafttreten - sowie der Ton der politischen Entscheidungsträger werden scharf kritisiert. "Es gab immer ein offenes Ohr, niemand hat uns über das Geplante informiert. Eine Vorgangsweise wie diese nun kannten wir von keiner Landesregierung zuvor", so die Caritasdirektorin, und weiter: "So über Menschen zu sprechen ist unanständig."
Gemeinsam mit den anderen Organisationen appellierte die Caritasdirektorin eindringlich an die Landesregierung, die Entscheidungen zu überdenken und soziale Verantwortung wahrzunehmen. Die Kürzungen seien nicht nur kurzfristig fatal, sondern würden langfristig hohe Folgekosten verursachen. Man hoffe auf Gespräche, überlege aber auch weitere Maßnahmen, falls diese nicht fruchten würden. "Wir fürchten, dass das erst der erste Schritt ist und der Sparkurs in diesem Sinne im kommenden Jahr weitergeführt werden", so die Caritasdirektorin.
Quelle: kathpress