
Pinz: Religionsunterricht fördert Dialog in pluraler Gesellschaft
In der aktuellen Debatte um einen verpflichtenden Ethikunterricht für alle Schülerinnen und Schüler hat Andrea Pinz, Leiterin des Schulamts der Erzdiözese Wien, auf die dialogfördernde Rolle des konfessionellen Religionsunterrichts hingewiesen: "Wer auf andere zugehen, mit ihnen in einen Dialog treten und sie verstehen und in gemeinsamer Verantwortung unsere Gesellschaft gestalten möchte, muss um die eigenen Wurzeln und Traditionen wissen, sie auch kritisch hinterfragen, um angstfrei und im Bewusstsein, dass das Gemeinsame wichtiger ist, als das Trennende, agieren zu können." Klar sei jedoch auch: "Jede einzelne Fehlentwicklung im Religionsunterricht muss aufgezeigt und bearbeitet werden", betonte Pinz gegenüber der Nachrichtenagentur Kathpress (Donnerstag).
Pinz ortete aber auch Verbesserungsbedarf in der pädagogischen Ausbildung abseits des Religionsunterrichts: So brauche es mehr Fokus auf religiöse Vielfalt, um angehende Pädagoginnen und Pädagogen besser auf den Alltag im Klassenzimmer vorzubereiten. Prinzipiell stehe der Religionsunterricht in Österreich in gemeinsamer Verantwortung von staatlicher und kirchlicher Schulaufsicht und sei dem Ziel verpflichtet, zu einer "humanen, gerechten Gesellschaft" beizutragen.
Hintergrund ist u.a. ein Bericht im "Standard" (Ausgabe 4. Juni), wonach unter Lehrkräften der Ruf nach einem einheitlichen Ethikunterricht für alle lauter wird. Kritisiert werden dabei etwa der Religionsunterricht als "Anti-Integration" sowie religiös begründete Vorurteile, Sexismen und patriarchale Ansichten von Schülerinnen und Schülern.
Pinz verwies auf die in Österreich geltenden Qualitätsstandards: "In Österreich ist es in den letzten Jahren gelungen, die Ausbildung der Religionslehrenden aller Glaubensgemeinschaften nach einheitlichen Qualitätsstandards zu konzipieren." Teile des Studiums würden religionsübergreifend und in gemischten Gruppen angeboten. Im Zentrum stünde dabei, Lehrpersonen auf die kulturelle, religiöse und soziale Vielfalt im Klassenzimmer vorzubereiten.
Schon jetzt würden die Kirchen und Religionsgemeinschaften mit Blick auf die demographische Entwicklung in Kooperativen sowie gemeinsam gestalteten Unterrichtsformen zusammenarbeiten. Auch "um Ausgrenzung, Anti-Integration und Vorurteilen entgegenzuwirken", wies Pinz hin.
Quelle: kathpress